Das strahlende Pink ihres Rollstuhls ist bei Bernadette Andreoli Programm: Wem auch immer die adrette 61-Jährige begegnet, dem schenkt sie ihr ebenfalls strahlendes Lachen. Dabei hat es das Schicksal nicht gut gemeint mit ihr. Als sie vor dreizehn Jahren mit einer Kollegin im Bus in Zürich unterwegs ist, wird sie Zeugin einer heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei anderen Fahrgästen. Eine Frau beschimpft einen Mann aufs Übelste. «Alle haben nur den Boden angestarrt. Ich habe sie in freundlichem Ton gebeten, ihre Stimme zu mässigen oder an der nächsten Haltstelle auszusteigen.» Die Frau verlässt beim nächsten Halt tatsächlich den Bus. Aber was dann passiert, wird Bernadette Andreolis Leben für immer verändern: Die Frau dreht sich um, packt sie am Arm und reisst sie mit sich aus dem Bus. Bernadette Andreoli stürzt schwer und bemerkt sofort, dass mit ihrem Knie etwas nicht in Ordnung ist.
Ironie des Schicksals
An diesem Tag beginnt unverschuldet ihr Martyrium, das bis heute andauert: Aus der Knieverletzung entwickelt sich rasch ein sogenanntes «Komplexes regionales Schmerzsyndrom» (CRPS). Zahlreiche Spezialisten und vielseitige Therapien können nicht bewirken, dass Bernadette Andreoli wieder normal gehen kann. Nur noch kurze Wege kann sie zu Fuss bewältigen, für längere ist sie fortan auf den Rollstuhl angewiesen. Die Rückkehr in den alten Job in der Pflege, in dem sie mit viel Herzblut tätig war, wird unmöglich. Nach 36 Jahren Tätigkeit in einem Zürcher Spital wird aus Bernadette Andreoli eine IV-Empfängerin, die selbst Unterstützung benötigt – ironischer Weise gerade deshalb, weil sie anderen helfen wollte.
«Ohne TIXI wäre ich nüt!»
Bernadette Andreoli TIXI Fahrgast seit 2013
Noch eine Krankheit obendrauf
Als sich Bernadette Andreoli mit ihrer neuen Lebenssituation arrangiert hatte, schlug das Schicksal ein zweites Mal zu. Vor etwa fünf Jahren bemerkte sie ein Taubheitsgefühl in ihren Fingerspitzen. Als gelernte Pflegefachkraft hatte sie eine Vorahnung, was ihr bevorstehen könnte. Eine Rückenmarkspunktion bringt die Gewissheit: Sie ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt. «Nach der Diagnose habe ich eine Stunde nur geweint», erinnert sie sich. Die Autoimmunerkrankung beeinträchtigt ihre Koordinationsfähigkeit und verlangsamt ihr Sprechen. Doch trotz aller Einschränkungen ist sie weiterhin selbstständig und lebt alleine in ihrer rollstuhlgerechten Wohnung in Zürich-Schwamendingen. «Ich gehe auf keinen Fall in ein Heim», sagt sie selbstbewusst und nicht ohne Stolz. «TIXI hilft mir enorm dabei, unabhängig zu bleiben, und das ist mir sehr wichtig.»

Immer entspannt und pünktlich mit TIXI
Mindestens einmal die Woche nutzt Bernadette Andreoli den Fahrdienst, um ihre Arzttermine wahrzunehmen, zum therapeutischen Schwimmen zu gehen oder ihren Homöopaten zu besuchen. So werden die Symptome ihrer Erkrankungen gemildert und das Fortschreiten der MS verlangsamt. «Dank TIXI komme ich immer pünktlich und entspannt zu meinen Terminen. Mit dem öffentlichen Verkehr wäre das unmöglich!», berichtet sie. Aber auch ihre Freizeit kann Bernadette Andreoli mit der Hilfe des Fahrdiensts geniessen: Regelmässig bringen die TIXI Freiwilligen sie in die Stadt zum Einkaufen, zu ihrer Schwester ins Zürcher Oberland und manchmal auch in ein Restaurant. «TIXI ist meine Verbindung zur Aussenwelt, ohne euch wäre ich nüt!», so bringt sie es auf den Punkt – und hat dabei wieder ihr strahlendes Lachen im Gesicht.
«Nach Jahrzehnten in der Industrie für eine gute Sache zu arbeiten ist doch okay. Für TIXI zu fahren, ist noch okayer.»
Marco Mäder TIXI Fahrer seit 2023