«Wir fangen heute mit Penaltyschiessen an!», sagt Trainerin Katja Dunkel. Jeremy strahlt. Selbstbewusst nimmt er den Ball und legt ihn auf die grüne Linie. Er tritt einige Schritte zurück, macht die Schultern breit und stellt sich in Position. Für einen Moment steht er da wie Cristiano Ronaldo, der weltberühmte portugiesische Fussballspieler. Er nimmt Anlauf, schiesst – und der Ball fliegt krachend hinter Katja Dunkel ins Tor. Jeremy reisst die Arme hoch und klatscht jubelnd seine Mitspieler:innen ab. Die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Sportliche Förderung ist wichtig
Dass Jeremy Fussball spielen geht, ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen tragen dazu bei, dass der 16-Jährige, der mit dem extrem seltenen Renpenning-Syndrom geboren wurde und eine kognitive Beeinträchtigung hat, in der Turnhalle der Sekundarschule Erlenbach trainieren kann.
Zum einen ist da seine Familie, die ihn fördert. «Er war schon immer ein Bewegungstalent und konnte sehr früh laufen und Velo fahren», erinnert sich seine Mutter Tanja Huber genau. Um seinen Bewegungsdrang zu stillen, meldet sie ihn als Kind erst beim Hip-Hop-Tanzen und dann in einer Jugendmannschaft des FC Witikon zum Fussballspielen an. Als es auf dem Platz schwierig wird, wird sie auf das Fussballtraining von PluSport Zürisee für Kinder mit Beeinträchtigung aufmerksam.
Jeremy soll einen Ausgleich zum Alltag haben und lernen, sein Leben selbständig zu organisieren. Damit er irgendwann von zu Hause ausziehen und in einer eigenen Wohnung leben kann. «Es gibt inzwischen so viele Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigung. Wir finden sicher etwas, wo er sich wohlfühlt», sagt sie.
«Ohne TIXI gäbe es kein Fussballtraining für Jeremy.»
Tanja Huber Mutter von Fahrgast Jeremy Huber
PluSport und TIXI machen es möglich
Ohne Katja Dunkel und PluSport gäbe es das Training für Jeremy nicht. Die fussballbegeisterte junge Frau half vor vielen Jahren der Mutter eines kleinen Jungen mit Downsyndrom, in Herrliberg eine Fussballmannschaft für Kinder mit Beeinträchtigung zu gründen. Im Herbst 2015 wurde diese in PluSport Zürisee integriert. Katja Dunkel absolvierte dort eine spezielle Ausbildung und führt das Fussballtraining von Jeremy bis heute weiter.
Was sie motiviert? Die Tatsache, dass die Mannschaft trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder super funktioniere – auch wenn vieles hundertmal länger dauere, aber das sei egal. «Die Kinder gehen mit Erfolgserlebnissen nach Hause, das ist ein schönes Gefühl», sagt sie stolz, schnappt sich den Ball und mischt sich wieder unter die tobende Meute hinter ihr.
Auch TIXI trägt viel dazu bei, dass Jeremy seinem Hobby problemlos nachgehen kann. Als der private Fahrdienst, den die Mutter eines anderen Spielers organisiert hatte, wegfiel, wurde Tanja Huber 2019 auf TIXI aufmerksam. Seitdem bringen freiwillige Fahrer:innen Jeremy einmal pro Woche von Binz nach Erlenbach und wieder zurück.
Einer davon ist Stephan Keller aus Uster. Der 64-Jährige hat dieselbe Leidenschaft für den Sport wie Jeremy: Er ist seit Jahrzehnten begeisterter Läufer. Inzwischen hat er mehr als 100 Marathon- und Ultramarathonläufe absolviert. «Sport war für mich immer ein wichtiger Ausgleich zu meinem Job und macht mir bis heute einfach Freude. Warum sollte das bei Jeremy anders sein?», sagt er und steigt zu ihm ins TIXI. Die beiden Sportfans fahren davon. Das Training wartet.
«Mir war immer klar, dass ich nach der Pensionierung etwas Sinnvolles mit meiner Zeit machen möchte. Deshalb bin ich bei TIXI.»
Stephan Keller seit zwei Jahren als Fahrer für TIXI im Einsatz