Jacqueline, wie funktioniert die geschützte Arbeit in der Martin Stiftung?
Die Stiftung bietet leistungsorientierte und nicht leistungsorientierte Arbeitsplätze an. Die «Ateliers» gehören zum nicht leistungsorientierten Angebot und ermöglichen Tätigkeiten zum Beispiel im Jugend-, Textil-, Erlebnis- und Holzatelier oder Grünplus. Im leistungsorientierten Bereich erhalten Mitarbeitende einen Lohn. Die Tätigkeiten gehen dort von Verpackungsaufträgen für externe Firmen über die Herstellung von Produkten für unseren Verkaufsladen bis hin zur Mithilfe in der internen Wäscherei.
Wie wird entschieden, ob jemand leistungsorientiert arbeitet oder nicht?
Junge Menschen, die aus der Schule kommen, schnuppern meist zuerst in einem Atelier, um sich an den Arbeitsalltag zu gewöhnen. Wenn die Voraussetzungen für leistungsorientiertes Arbeiten wie Ausdauer, Aufnahmefähigkeit und Selbständigkeit erfüllt sind, können sie in einen entlöhnten Arbeitsbereich wechseln. Es gibt aber auch solche, die direkt in einem leistungsorientierten Bereich schnuppern und angestellt werden.
«Es ging nicht mehr darum, etwas möglichst schnell zu machen, sondern um die Sinnstiftung».
Jacqueline Signer Fachbetreuerin in der Martin Stiftung
Wie ist die Arbeitsmoral Eurer Mitarbeitenden?
Den meisten bedeutet ihre Arbeit hier sehr viel und sie machen sie gerne. Sie kommen aus ihrem Wohnumfeld heraus und treffen andere Menschen. Es gibt den Mitarbeitenden Selbstwertgefühl, egal ob sie nun ein Produkt herstellen oder ihre Fähigkeiten anderswo einsetzen. Ein Beispiel: Gerade hat wieder unser Herbstfest mit Verkaufsständen stattgefunden. Der Stolz, mit dem Mitarbeitende ihren Angehörigen oder Nachbarn die selbst hergestellten Waren präsentieren, spricht Bände.
Wie bist Du eigentlich zu Deiner Arbeit gekommen?
Ich bin gelernte Gärtnerin und vor 20 Jahren per Zufall in den Sozialbereich gelangt. Damals war ich für Gartenunterhalt und Tierpflege in einer Institution angestellt, der ein geschützter Arbeitsbereich angegliedert war. Ich begann, mit diesen Menschen zu arbeiten und merkte rasch, dass mir das sehr viel gibt. Es ging nicht mehr nur darum, den Garten möglichst schnell zu machen, sondern auch um den Sinn, den solch eine Arbeit stiften kann. Vor sieben Jahren wechselte ich in die Martin Stiftung.
Die Gesellschaft könnte viel von unseren Mitarbeitenden lernen bezüglich Toleranz, Herzlichkeit und Geduld. In der Privatwirtschaft wird das Wohlbefinden oft hinter Leistung und Schnelligkeit gestellt. Dabei ist es die Voraussetzung dafür.
Gibt es sonst noch etwas, das Du sagen möchtest?
Ja! Ich finde es so schön, wie herzlich und verantwortungsbewusst TIXI Fahrer:innen mit den Fahrgästen umgehen. Ein grosses Dankeschön dafür!
Mehr Infos zur Martin Stiftung Erlenbach
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