von Daniel Stutz
Helfen! Eine Eigenschaft, die kontrovers diskutiert wird
Das Bedürfnis zu helfen ist eine wunderbare Eigenschaft, die allen Wesen der Erde eigen ist. Wissenschaftlich oder rein rational ist diese Eigenschaft nur schwer zu erklären und wird unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Denn sie steht im krassen Gegensatz zur darwinschen Lehre der natürlichen Auslese, die besagt, dass nur der Stärkste überlebt. Was wir in der Natur beobachten, gibt uns jedoch einen weit tieferen Einblick in das Sozialverhalten aller Lebewesen.
In der Natur und damit in der Entwicklung des Lebens, ist das Prinzip des gegenseitigen Helfens nicht wegzudenken. Nur im gegenseitigen Austausch, im Verständnis füreinander und der entsprechenden Hilfeleistung konnte sich das Leben hier auf Erden in einer solch unfassbaren Vielfalt entwickeln. Dieses Verhalten können wir zum Beispiel bei Ameisen beobachten, die ihren Artgenossen helfen, wenn sich diese verletzt haben, irgendwo stecken geblieben sind oder den Angriff eines Feindes abwehren müssen. Diese Hilfeleistung geht sogar so weit, dass das eigene Leben dafür geopfert wird.
Beispiele gibt es etliche: Ein Wolfsrudel, das ein behindertes Tier weiter im Rudel toleriert und füttert, obwohl es sich sein Bein so stark verletzt hat, dass es nur noch auf drei Beinen gehen kann. Der verletzte Wolf übernimmt dafür, als Gegenleistung, die Verantwortung für den Nachwuchs, wenn das restliche Rudel jagen geht.
Oder der Sperling (Spatz), der ein Nest voller Jungvögel zu versorgen hat- und zu allem Übel sein Weibchen beim Angriff eines Sperbers verloren hat. Doch des Übels nicht genug. Neben seinem Nest brütete ein weiterer Spatz, der bei einem Unfall sein Leben lassen musste. Er, der kleine Spatz, nimmt sein Herz in seine Beinchen und versorgt sage und schreibe beide Nester voller Jungen. Ein unglaublicher Effort, der ihn beinahe selbst an den Rand von Leben und Tod bringt.
Selbstloses Handeln
Auch unter uns Menschen gibt es «Ameisen» «Wölfe» oder «Spatzen». Sie vollbringen Unglaubliches, um anderen zu helfen. Seien es Ärzte mit ihrem Pflegepersonal, die Wochen und Monate arbeiten, ohne freie Tage, um anderen Menschen zu helfen. Journalisten, die ihr Leben in Gefahr bringen, indem sie politische Ungereimtheiten aufdecken. Menschen, die ihre Zeit opfern, um anderen Menschen selbstlos und ohne Entgelt zu helfen.
Und dann gibt es die Menschen, die mit einer finanziellen Spende helfen. Sie erkennen ebenfalls die Not und möchten mit ihrer Hilfe bewirken, dass Missstände gemildert und anderen Menschen konkret geholfen wird.
Ohne all diese Hilfe würde unsere Welt sehr viel trostloser aussehen. Gemäss Bundesamt für Statistik sind zum Beispiel im Jahr 2016 664 Millionen Stunden Freiwilligenarbeit geleistet worden. Im gleichen Jahr haben Privatpersonen 703 Millionen Franken gespendet.
Spenden als Kontroverse
Doch die Hilfeleistung in Form von Spenden wird kontrovers diskutiert. Gerade bei der finanziellen Unterstützung wird das Argument eingebracht, dass das meiste gespendete Geld im «Apparat» versickert. Gemeint ist damit der unnötige Verwaltungsaufwand, in den die jeweiligen Organisationen investieren. Es besteht die Sorge, dass nicht effizient gearbeitet oder für die Kommunikation und das Sammeln von Spenden zu viel Aufwand betrieben wird.
TIXI ist ein Unternehmen
Mit 21 Mitarbeitenden, einem Fuhrpark von 30 TIXIs und zwei Servicefahrzeugen sowie einem Betrieb, der an sieben Tagen die Woche, täglich von morgens früh bis in die Nacht einen durchgehend zuverlässigen Fahrdienst anbietet, sind wir ein soziales Unternehmen. Verschiedene Abteilungen wie die Disposition, der Fuhrpark, das Fundraising, die Freiwilligenkoordination, die Kommunikation, die Administration und eine IT-Abteilung zur Vernetzung der digitalen Hilfsmittel sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Fahrdienstes. Hinter den Abteilungen stehen engagierte, gut ausgebildete Berufsleute.
TIXI arbeitet nach den ZEWO Grundsätzen. Diese regeln klar, welche Aufwände dem Projekt Fahrdienst und welche dem allgemeinen Aufwand zugeordnet werden. Im vergangenen Jahr betrug der Projektaufwand inkl. Freiwilligenarbeit CHF 4’632’974 Mio. Der Aufwand für die Mittelbeschaffung lag mit CHF 502'994 bei knapp 11%. Das bedeutet – jeder in TIXI investierte Spendenfranken hat eine Leistung für unsere Fahrgäste im Wert von 9 Franken ermöglicht. Selbst wenn die Freiwilligenarbeit nicht eingerechnet wird, erbringt TIXI immer noch für jeden Spenderfranken Leistungen im Wert von 5 Franken. Das sind sehr gute Werte und stellen eine starke Leistung dar!
TIXI ist mit seiner klaren Ausrichtung auf den Fahrdienst eine einfach strukturierte Unternehmung. Aller Aufwand, der hier geleistet wird, fliesst direkt in diese eine Dienstleistung und bedeutet direkte Hilfe für Menschen, die den Fahrdienst nutzen. Jeder Franken, der für Kommunikation eingesetzt wird, hilft entweder dabei, Spender anzusprechen oder freiwillige Helfer zu mobilisieren. Der tiefe administrative Aufwand, der gemäss ZEWO Richtlinien nicht direkt dem Fahrdienst zugerechnet werden kann fällt in der Buchhaltung oder in der Personaladministration an.
Mit grosser Sensibilität wird darauf geachtet, Spenderinnen und Spender über die Wirkung ihrer Unterstützung regelmässig zu informieren. Trotz seines hohen Bekanntheitsgrades kommt auch TIXI nicht darum herum, stets aufs Neue auf sich aufmerksam zu machen und Spender um ihre Unterstützung zu bitten. Nach wie vor ist hier der wichtigste Kanal der Spendenbrief – darüber sind sich alle spendensammelnden Organisationen einig. Gleichwohl findet laufend die Kontrolle darüber statt, ob die Massnahmen gerechtfertigt und ressourcenschonend sind. TIXI ist Mitglied in branchenübergreifenden Fachverbänden und hält sich so über das Verhalten der Spenderinnen und Spender auf dem Laufenden oder führt eigene Befragungen durch. Anpassungen an veränderte Vorlieben und neue Gewohnheiten finden stetig statt.
Gemeinsam sind wir stark
An dieser Stelle möchten wir uns bedanken bei allen treuen Spenderinnen und Spendern für ihr finanzielles Engagement und das Vertrauen in unsere Arbeit; bei allen Menschen, die mit ihrer freien Zeit als Fahrerin oder Fahrer dafür sorgen, dass unsere Fahrgäste in Bewegung bleiben; bei allen Menschen, die in Institutionen die Verantwortung für das Sponsoring oder Zuwendungen an TIXI tragen. Gemeinsam bilden wir eine einzigartige Solidargemeinschaft. Zusammen entsprechen wir dem gesellschaftlichen Wunsch, alle Menschen – auch Menschen mit einer Behinderung oder Betagte – in die Gesellschaft einzubeziehen und sie aktiv teilhaben zu lassen, selbstbewusst und selbstbestimmt.
Text: Daniel Stutz & Ann Walter in Zusammenarbeit mit Simone Okoye
Kommentar von Dani Rüegg |
Liebe Simone und Daniel
Das Bedürfnis zu helfen steht nicht in scharfem Gegensatz zur darwinschen Lehre, sondern zur popularisierten Form davon, die damals (Ende 19., Anfang 20. Jh.) stark von Herber Spencer propagiert wurde. Er und alle seine Jünger bis hin zu Hitler, verstanden den Satz vom "Survival of the fittest" in dem Sinne falsch, als dass sie meinten, es ginge um den (meist männlichen) Stärksten (in) einer Population. Es ging und geht aber noch immer um das anpassungsfähigste Lebewesen (immer ALS Population gesehen) in der jeweiligen Umwelt.
Und klar, "das Bedürfnis zu helfen" wird wissenschaftlich und auch sonst kontrovers diskutiert. Dafür ist aber nicht Charles Darwin verantwortlich, sondern wir alle, die die Sachen und Themen nicht immer zu Ende denken.
Ansonsten hab ich nur eine Randnotiz zum Titel: Helfen ist eine Form des Handelns (= Tätigkeit) und kein Gefühl (= Eigenschaft). ☺ ☺ ☺
(Tschuldigung, hab den Blogbeitrag erst jetzt gesehen.)