Beim Feuermachen schlägt das Herz von Imad Kansou höher. In einer Waldkooperative des Werkheims Uster hilft er mit, Brennholz für die umliegenden Feuerstellen in diesem Waldabschnitt bereitzustellen. Die Pausen liebt Imad besonders, weil er dann ein Feuer für die Gruppe machen darf.
Auch in seiner Freizeit grilliert er gerne, fährt Velo, schwimmt oder hört Musik. Er war ein aufgewecktes Kind. Das ist auch heute noch so. Wenn Imad Kansou singen oder tanzen möchte, dann macht er das. Wenn er etwas nicht gerne macht, dann verweigert er das fest entschlossen. Er lässt sich nicht gerne bevormunden.
Zwei Zuhause
Der 29-jährige Mann wurde als ältester Sohn von drei Geschwistern geboren, deren Eltern vor über 30 Jahren aus dem Libanon eingewandert sind. Kurz nach der Geburt wurde bei Imad Trisomie 21 diagnostiziert. Für die Eltern war diese Nachricht zu Beginn schwer zu ertragen. Die Zeit und die Erfahrungen mit ihrem Sohn lehrten sie ihr Schicksal anzunehmen.
Die unterstützenden Angebote gaben der Familie Sicherheit. Er besuchte ab dem zweiten Lebensjahr eine Kinderkrippe, danach den heilpädagogischen Kindergarten und eine spezielle Primarschule in Horgen. Mit 18 Jahren empfohlen die Betreuer:innen den Eltern ein Wohnheim.
Unter der Woche wohnt und arbeitet Imad Kansou im Werkheim Uster. Ein geregelter Tagesablauf, geschützte Arbeitsplätze in Werkstätten und in der Natur und ihr eigenes Zimmer helfen den Bewohnenden, sich nützlich und wie zu Hause zu fühlen.
In seinem einfach eingerichteten Zimmer hängt eine Flagge aus dem Libanon und mit seinem Computer hört er gerne Musik und singt dazu. Voller Vorfreude geniesst er am Freitagabend das Dessert nach dem Nachtessen, bevor ihn ein TIXI abholt und zu seiner Familie in Thalwil-Gattikon fährt.
«Die Fahrer:innen sind alle sehr nett und hilfsbereit.»
Imad Kansou Mutter des TIXI Fahrgasts
Ein geschützter Raum für das volle Leben
So unbekümmert Imad oft wirkt, gibt es auch schwierige Phasen. Ein Nein zu akzeptieren fällt ihm schwer und er kann zeitweise hartnäckig werden, wenn er eine Idee im Kopf hat. So steht er öfters an den Wochenenden auf der Strasse neben dem Mehrfamilienhaus seiner Familie und lotst die Autos an sich vorbei. Da er Polizei- und Feuerwehreinsätze liebt, hat er auch schon solche herbeigerufen.
Imad kann nicht lange still sitzen, er liebt den Kontakt zu den Nachbar:innen im Quartier. Wenn immer möglich nimmt ihn die Familie mit zum Fluss in der Nähe, wo sie im Sommer grillieren und sich abkühlen.
Der junge Mann, der gerne reist, hat Mühe sich im öffentlichen Verkehr zu orientieren. Die Versuche, selbständig nach Hause zu reisen, endeten öfters mit einer Suchaktion der Polizei. Ein Taxi ist für die Familie, die sich das Leben in der Schweiz mit Durchsetzungsvermögen erkämpfen musste, zu teuer.
«TIXI hilft uns sehr viel», bestätigt die Mutter die Dringlichkeit des Fahrdienstes. «Die Fahrer:innen sind alle sehr nett und hilfsbereit», führt Frau Kansou aus. Sie seien flexibel und verständnisvoll und machten einen sehr guten Job als Freiwillige.
«Wenn ich für TIXI fahre, bekomme ich viel zurück.»
Laura Bork PW- und TIXI Fahrerin
Gut und sicher betreut
Die Familie Kansou ist dankbar, dass in der Schweiz von Beginn an eine engmaschige Betreuung für ihren Sohn gewährleistet war. Der Vater musste nach seiner Ankunft aus dem krisengeschüttelten Libanon zuerst Boden unter den Füssen fassen. Sie seien herzlich empfangen worden und hätten einfachere Startchancen gehabt als Migrantinnen und Migranten heutzutage.
«Wir fühlten uns nicht diskriminiert aufgrund unserer Herkunft und haben nur wenig negative Reaktionen auf unseren Sohn erhalten.» Ein Bindeglied in der Betreuungskette ist TIXI. Die Freiwilligen sorgen dafür, dass Imad sicher und gut betreut vom Werkheim Uster nach Hause begleitet wird.
Dies schätzt auch die Familie und es hilft Imad, der oft in seiner eigenen Welt lebt, die Verbindung zu halten zwischen seinem Zuhause im Werkheim Uster und der Familie, die ihn gerade wegen seines Andersseins über alles liebt.