Als Rainer Scherwey 2016 zu einer Geschäftsreise nach Singapur aufbrechen will, fühlt er sich komisch. Die Fahrt ins Spital rettet letztlich sein Leben: Diagnose Aortendissektion, es folgt eine siebenstündige Not-OP.
Als er aus der Narkose erwacht, folgt der nächste Tiefschlag: Irgendwo im Körper löst sich ein Blutgerinnsel, Schlaganfall, erneute Not-OP. Der ehemalige Manager einer Schweizer Grossbank überlebt, bleibt aber halbseitig gelähmt. Und er nimmt sein Schicksal mit einer bewundernswerten Gelassenheit an. Wer mit ihm spricht, spürt eine unglaubliche Ruhe in ihm. Mit fast sachlicher Distanz und ohne Groll sagt er heute: «Manchmal nervt meine Situation. Aber man gewöhnt sich an alles.»
Singen statt Logopädie
Dorothee Kurmann hat einen grossen Anteil daran, dass Rainer Scherwey sein Schicksal leichter annehmen kann. Einmal pro Woche fährt er mit TIXI zu ihr nach Hottingen zum Gesangsunterricht. Dort proben sie zusammen die Stücke für den Chor, in dem Rainer Scherwey seit Jahren Ensemblemitglied ist. Mit dem Chor steht er auch regelmässig auf der Bühne. Meistens stehen Klassiker wie Schubert und Bruckner auf dem Programm. Zurzeit beinhaltet das Repertoire allerdings diverse Popsongs mit zum Teil komplexen Textpassagen.
«TIXI ist ein fester Begriff in Zürich. Die Fahrten werden super geplant und die Fahrer sind mega engagiert.»
Rainer Scherway TIXI Fahrgast seit 2016
Beim Unterricht seine Stimmlage zu trainieren, macht Rainer Scherwey sichtlich Spass. Dass er in jungen Jahren bereits viel gesungen und Klarinette gespielt hat, kommt ihm jetzt entgegen: Das gute Musikgehör ist ihm erhalten geblieben. Der Gesangsunterricht hat noch einen wichtigen Nebeneffekt: «Da wir immer intensives Texttraining machen, kann er auf eine zusätzliche logopädische Therapie verzichten», sagt Dorothee Kurmann. «Wir machen schon beim Einsingen viele Silben- und Sprechübungen, die Zwerchfell, Lippen, Gaumen und Zunge trainieren und Rumpf- und Atemmuskulatur stärken.» Das helfe ihm, trotz halbseitiger Lähmung, die auch die Stimme beeinträchtigt, stabil zu bleiben. «Je mehr er singt, desto kräftiger und deutlicher ist auch seine Sprechstimme», so fasst sie es zusammen.
Über 1000 Fahrten mit TIXI
Rainer Scherwey nutzt TIXI nicht nur, um seinem musikalischen Hobby nachzugehen. TIXI fährt ihn auch zweimal pro Woche in die Klinik Lengg zur Therapie und zweimal pro Woche zur Arbeit nach Dübendorf. Dort arbeitet Rainer Scherwey inzwischen in Teilzeit für ein Immobilienunternehmen und bringt die Expertise aus seinem Berufsleben vor dem Schlaganfall ein. «TIXI ist ein fester Begriff in Zürich. Die Fahrten werden super geplant und die Fahrer sind mega engagiert», sagt er – sichtlich erfreut und dankbar darüber, dass ihm TIXI schon mit über 1000 Fahrten den Alltag erleichtert hat.
Freiwillige als Alltagshelfer:innen
Fahrer Gianpiero Beltramini nimmt das Kompliment gerne an. Der ehemalige VBZ-Serviceleiter war fast ein halbes Leben lang in der Stadt Zürich unterwegs und hat dort so manche Krisensituation gemeistert. «Bei TIXI bin ich wieder genauso nahe dran an den Fahrgästen. Ich habe keine Berührungsängste und freue mich, wenn ich jemandem mit meinem Einsatz das Leben leichter machen kann», so beschreibt er seine Motivation. Seit gut einem Jahr ist er als Freiwilliger bei TIXI engagiert, viele weitere sollen folgen. Und hoffentlich auch noch viele weitere Fahrten mit Rainer Scherwey.
«Freiwilligenarbeit heisst, Du bist entweder mit vollem Herzen dabei, oder Du lässt es besser bleiben.»
Gianpiero Beltramini TIXI Fahrer seit 2023